Über das deutsche Volkslied


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"Höre fleißig auf alle Volkslieder; sie sind eine Fundgrube der schönsten Melodien und öffnen dir den Blick in den Charakter der verschiedenen Nationen."

Robert Schumann

Betrachtungen

Bilder aus deutschen Liederbüchern 1

Wort und Ton des Volksliedes singen und sagen von guter, echter deutscher Art, von Freiheit und Kraft, von Wahrheit und Recht, von Liebe und Treue. Das alles scheint verloren. Allein es hieße dies alles auch verloren geben, wollte man nicht die Erinnerung daran als Hoffnung und Ansporn halten und pflegen.

Der Verfasser in 'Zur Pflege des Volksliedes und Volksgesanges.' 1920

 

Mag nur ein Geselle, Landsknecht, oder Reiter, ein Gelehrter, ein Vornehmer oder aber einer der berufsmäßigen 'Singer' der Dichter eines Volksliedes sein, es ist und bleibt einer aus der großen Menge. Und selbst wo uns fest umrissene Charaktere, bekannte Namen entgegentreten: Luther, Hutten, Hans Sachs u.a, da verleugnen ihre Volkslieder die allgemeinen Familienzüge nicht. Eben weil hier diese Dichter aus dem Volksempfinden heraus zu dichten vermochten, weil sie sich mit dem ganzen Volke eins und sich als lebendiges Glied des Ganzen fühlten: deshalb wurden ihre Lieder Volkslieder.

Prof. Dr. Julius Sahr in 'Das deutsche Volkslied', Leipzig, Göschen, 1912

 

In seinen Lieder hat der Deutsche gelacht und geweint, geträumt und geklagt, gekämpft und gerungen, gezürnt und gebetet; sie sind deshalb ein Stück deutschen Geistes- und Gemütslebens.

Franz M. Böhme in 'Deutscher Liederhort', Leizpig, Breitkopf & Härtel, 1893

 

Durch die deutsche Volksdichtung geht ein tiefreligiöser Zug.

Otto Böckel in 'Das deutsche Volkslied'. Marburg, Elwert, 1908

 

Viele Volksweisen sind wahre Perlen der Tonkunst. Soll doch Beethoven einmal erklärt haben, er gebe seinen ganzen Komponistenruhm um die Erfindung der Volksweise 'Innsbruck, ich muß dich lassen' (Nun ruhen alle Wälder)! Und wahrlich, auch unsere heutigen Tonmeister könnten manchmal mit Nutzen bei dem Volksliede in die Lehre gehn.

Dr. J.W. Bruinier in 'Das deutsche Volkslied'. Leipzig, B.G. Teubner, 1914

 

Der Reim des Volksliedes bedarf nicht der Vollendung, die ihm die heutige Kunstpoesie gibt und geben muß, da er durch die Melodie eine Veredlung und Hervorhebung erfährt, die ihn dem Ohre viel annehmbarer macht wie ein bloßes Lesen oder Sprechen.

Fr.W. Freiherr von Ditfurth in 'Fränkische Volkslieder'. Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1855.

 

Nur Kulturblasiertheit oder oberflächliste Betrachtung findet im Volkslied weiter nichts als eine naive Art der Volksbelustigung oder die unterste Stufe der Poesie. Wer tiefer blickt, entdeckt in ihm wirklich einen guten Genius des Volkes.

Bischof Keppler in 'Mehr Freude', Freiburg i.B., Herder, 1911

 

Es muß etwas in diesen Liedern stecken, was ihnen Stärke gibt, dem Zahn der Zeit zu trotzen, der so schnell an unseren schönsten Opernarien nagt.

Eiwert, A., Ungedr. Rest alten Gesanges, Gießen, 1784

 

Wenn das Volk sein Volkslied erst wieder kennen und schätzen lernt, dann ist nur noch ein kleiner Schritt dazu, daß es dies Lied auch wieder gemeinsam und frei singen lernt, und wo dies sich wieder einbürgert, da hat der Volksgesang seine Auferstehung gefeiert.

Der Verfasser in 'Zur Pflege des Volksliedes und Volksgesanges.' 1920

 

Wie zu einem erfrischenden Waldquell kehrt der Deutsche immer wieder gern zum Volkslied zurück und erfreut sich trotz der fortgeschrittenen Weltanschauung an solcher Naturquelle, wenn er das hastige, herzlose Alltagstreiben und die Überkunst einmal gründlich satt hat.

Franz Magnus Böhme in 'Deutscher Liederhort'

 

 

Das Volkslied lebt zu allen Zeiten und in allen Landen, so lange Musik erklingt und Menschen singen. In ihm spiegelt sich der Charakter von Völkern und Volksschichten, der Wechsel von Jahres- und Tageszeiten, der Wandel des Lebens von der Jugend bis ins Alter.
Im Volkslied sind Wort und Weise eng miteinander verbunden. Bei der Weitergabe von Mund zu Mund werden bisweilen Text und Melodie verändert. Manche Lieder erscheinen in den verschiedensten Fassungen, ein Beweis dafür, wie sehr sie dem Volke eigen sind.
Viele deutsche Volkslieder wurden im Laufe der Jahrhunderte aufgezeichnet. Wie die Kultur allgemein, so wandelte sich  auch der dichterische und musikalische Ausdruck. Es gibt wesentliche Unterschiede zwischen dem älteren und jüngeren Volsklied, wie auch zwischen der älteren und jüngeren Malerei.
Aus der Zeit um 1450 stammt die wertvolle Liederhandschrift ‚Das Lochamer Gesangbuch’. In ihm sind so herrliche Weisen zu finden wie ‚All mein Gedanken’ und ‚Ich fahr dahin’. Besonders viele Lieder sind aus dem 16. Jahrhundert überliefert. Es ist die Blütezeit des alten deutschen Volksliedes, die Zeit, in der Hans Sachs lebte (‚Der Maie, der bringt uns Blümlein viel’). Zu den schönsten Liedern gehören ferner ‚Es sungen drei Engel’, ‚Innsbruck, ich muß dich lassen’, ‚Ach Elslein, liebes Elselein’, und ‚Die beste Zeit im Jahr ist mein’.
Der Dreißigjährige Krieg hat viel vernichtet, und die Überlieferungen werden in der Folgezeit spärlicher. Der Liedermund des Volkes ist aber nie verstummt. So konnte der Dichter Johann Gottfried Herder in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts viele Volkslieder aufzeichnen und der Nachwelt erhalten. Auch andere Dichter, wie Goethe, Uhland und Hoffmann von Fallersleben, haben auf die Schönheit des Volksliedes hingewiesen.
Einige ihrer eigenen Gedichte wurden in Verbindung mit Melodien so bekannt und beliebt, daß sie wie Volkslieder weiterleben., z.B. ‚Sah ein Knab ein Röslein stehn’, Es gingen drei Jäger wohl auf die Pirsch’, und ‚Alle Vögel sind schon da’.

Eine Wiederbelebung namentlich des älteren Volksliedes und des Volkstanzes erfolgte durch die Jugendbewegung zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Jugend zog, die Laute umgehängt, hinaus in die freie Natur und sang und spielte Weisen, die allgemein längst vergessen waren. Man sammelte sie in einem Liederbuch, dem ‚Zupfgeigenhansel’. Volkstänze, wie unsere Großeltern und Urgroßeltern sie tanzten, kamen auf grünem Anger wieder zu Ehren. Viele Komponisten der Gegenwart, z.B. Paul Hindemith, Paul Höffer, Armin Knab, haben der Jugend mit Liedsätzen und Spielmusik nach Volksliedern reiches Musiziergut geschenkt.

Aus dem Liederbuch ‚Singt und spielt’ Velhagen & Klasing, 1966, ohne Autorenangabe

 

Ernst Duis, aus dem Vorwort zu seinem Liederbuch ‚Volkslieder’

Im Mittelpunkt dieser Sammlung steht das ‚Volkslied wie wir es heute verstehen, das seine fruchtbarste und eigentliche schöpferische Zeit im 15. und 16. Jahrhundert hatte.
Die Inhalte dieser Lieder sind nicht gebunden an kirchliche oder höfische Lebensformen, sondern sie sprechen ganz unmittelbar von Liebe und Leid, von Glaube und Not, von der Arbeit und von der Erde auf der wir wohnen. Sie sind daher jedem verständlich und erdichten doch in dieser Einfachheit den tragenden Grund unseres Lebens.
Das Volkslied hat die Jahrhunderte überdauert und trägt die ganze Kraft eines großen Ursprungs in sich. Es vermag durch diese Kraft und Innigkeit weiter zu wirken und gibt demjenigen, der es aufnimmt und begreift, Maß und Urteil über das letztlich Echte einer künstlerischen Aussage. Indem wir ein solches Lied singen, verwandelt es unser Herz, und die Welt wird groß und schön.

Hannover, Frühjahr 1947                                  Ernst Duis (1896-1967)

 

Volkslieder sind wahrlich das, worauf der wahre Künstler, der die Irrwege seiner Kust zu ahnen anfängt, wie der Seemann auf den Polarstern, achtet.

Johann Friedrich Reichardt (1752-1814)

 

Alle Nationen habe ihre Zungen und sprechen in Regeln gefasst, auch in ihren Chroniken und Handelsbücher verzeichnet, wo etwas Ehrlichs und Mannlichs gehandelt oder etwas Künstlichs und Höflichs ist geredet worden von den Ihren.
Allein wir Deutschen haben solches vergessen, das unser geringe geachtet, wie ehrlich es auch gewesen, und auf andere Leute und fremder Nation Wesen, Sitten und Gebärde gegaffet, gleich als hätten unsere Alten und Vorfahren nie nichts gehandelt, geredet, gesetzt und geordenet, das ihnen ehrlich und rühmlich nachzusagen wäre.

Agricola, aus der Vorrede zu seinen ‚Deutschen Sprichwörtern’, 1530

 

Vom Volkstanz

Bilder aus deutschen Liederbüchern 2

Der Volkstanz ist uns in den verschiedenen deutschen Landschaften bereits aus ältester Zeit überliefert.

‚Wenn die fahrenden Sänger mit ihrem Liedgesang der Unterhaltung dienten, so war es gewiß auch die Bestimmung eines Teiles ihres Liederschatzes, als Tanzmusik zu dienen, denn der Tanz ward gesungen und umgekehrt: Die Hauptbestimmung ihrer Lieder, der Liebeslieder vor allem, war es, als Tanzlieder gesungen zu bleiben. Hierbei jedoch griff nun ganz besonders das Volk selbst singend ein, denn den ‚Reihen’ zu führen und vorzusingen war eine Ehre, die dem gewandtesten der Tänzer gebührte, zugleich nahm aber die ganze Schar unter dem Tanze auch mit am Gesang teil.’

Rochus Freiherr von Liliencron aus ‚Deutsches Leben im Volkslied’ um 1530

 

Musika ist eine halbe Diziplin und Zuchtmeisterin, so die Leute gelinder und sanfmütiger, sittsamer und vernünftiger machet. Die Musika ist eine schöne herrliche Gabe Gottes und nahe der Theologie....

Martin Luther aus seinen Tischreden

 

Christoph Willibald Gluck (1714-1787) bemerkte, was die Zuhörer am meisten zu empfinden schienen, und da er fand, daß die planen und simplen Stellen die meiste Wirkung auf sie taten: so hat er sich seit der Zeit beständig beflissen, für die Singstimme mehr in den natürlichen Tönen der menschlichen Empfindungen und Leidenschaften zu schreiben, als den Liebhabern tiefer Wissenschaft oder großer Schwierigkeiten zu schmeicheln; und es ist anmerkenswert, daß die meisten Arien in seiner Oper ‚Orpheus’ so plan und simpel sind als die engländischen Balladen.
Er ist dafür, die Musik zu simplifizieren; und statt mit grenzenloser Erfindungskraft und Fähigkeit die eigensinnigsten Schwierigkeiten hervorzubringen und seine Melodien mit buhlerischen Zierartenn zu verbrämen, tut er alles mögliche, seine Muse nüchtern und keusch zu erhalten.

Burneys ‚Musikalische Reise’, T. 2, S. 105, 175

 

Bilder aus deutschen Liederbüchern 3 Bilder aus deutschen Liederbüchern 3
Bilder aus deutschen Liederbüchern 3

Lord Marschall hatte sich eine Sammlung von Nationalmelodien gemacht, von fast allen Völkern unter der Sonnen. Er hatte fast bei jedem Stück eine Anekdote. Er erzählt mir auch von einem Bergschotten, welcher allemal weinte, wenn er eine gewisse langsame schottische Melodie spielen hörte.

Burney. T. 3, S. 85, 87, 88

 

Das deutsche Volkslied, der treueste Spiegel deutschen Seelenlebens, deutscher Bildung und Gesittung, war vor der Zeit der Kunstpoesie die alleinige Poesie und das schönste Gemeingut der Deutschen, war in den Zeiten der Not und Zerrissenheit die reichste Quelle des Trostes und der Hoffnung, und in den Tagen einmütiger Erhebung Deutschlands bewies es seine ermutigende und begeisternde Allgewalt. Es war und ist und bleibt unser schönster Nationalschatz, unser Hort – das deutsche Lied.

Franz Magnus Böhme (1827-1898)

 

Es ist wohl das erstemal, daß ich dem, was von mir ausgeht, mit Zärtlichkeit nachsehe. Es ist eine Sammlung deutscher Volkslieder mit Klavier.

Johannes Brahms (1833-1897)

 

Volkslied und Jugend

Die wandernde Jugend hatte als erste einen Trunk aus dem Brunnen des Volksliedes getan und war von einem himmlischen Zauber gebannt worden. In jener Zeit des Erwachens ließ sie sich die Pflege dieses Gutes auch angelegen sein; so ist der Zupfgeigenhansel entstanden, der schon unzähligen Zeitgenossen ein lieber Gefährte geworden ist.
Doch eines hat gefehlt: Die Jugendbewegung ist nicht zur Volksbewegung geworden., ist es wenigstens bis jetzt nicht geworden. Die Volksliedpflege mußte in dem Augenblick versanden, wo man vergaß, bewußt ins Volk hinauszutragen, was aus dem Volk gekommen ist. Es genügt nicht, dem Bauern gelegentlich als Dank für Unterkunft ein Liedchen zu singen. Das Singen als solches muß ins Volk getragen werden, muß allgemeines Gut werden. Dazu sollen auch diese Blätter beitragen.
Sie sollen der Jugend zu den bisherigen noch weitere alte Lieder bringen; doch das ist nicht die Hauptsache. Sie sollen vielmehr die Jugend ermahnen, sich nicht leichtfertig vom Volkslied abzuwenden, als wäre dieses schon überholt und als seien die Neutöner alleinseligmachend. Wer so denkt, hat das Wesen des Volksliedes gar nicht erfaßt; man kann sein Leben lang nicht ‚damit fertig’ werden weil es ein Stück Seele ist, ewig neu blühend. Es ist so, als ob jemand keine Blume mehr ansehen wollte, weil er sie schon alle kennt.
Die Pflege des Volksliedes hindert uns nicht, auch die höchsten Stufen musikalischen Könnens zu erklimmen; alles zu seiner Zeit und an seinem Ort. Die Jugend hat sich vielfach nicht aus dem Volkslied verjüngt und neu entfaltet, sondern dieses als Mode mitgemacht und dann abgelegt; sonst hätte sie heute nicht an so einem Kitsch, wie ihn die meisten Neutöner verzapfen, ihr Wohlgefallen. Darum nochmals zurück zum Einfachen, Edlen und  - höret diesmal besser...

Walther Hensel aus ‚Finkensteiner Liederbuch 1’, Neuauflage 1962, Bärenreiter Verlag zu Kassel

 

Über die Erde verstreut lebt unser deutsches Volk. Den verschiedensten Staaten in Europa und Übersee gehören seine Menschen als tüchtige und treue Bürger an; vielfältig und von der geschichtlichen Entwicklung in fremder Umwelt gefärbt ist das Bild dieser Volksgruppen. Der Raum, in dem sie leben, die Heimat, die sie sich erarbeiteten, die Berufe, in denen sie wirken, haben im Laufe der Generationen jenem Bild eine besondere Abtönung gegeben. Aber entscheidend geprägt wurde es durch die stammliche Art dieser Deutschen, durch das geheimnisvolle, Jahrhunderte überdauernde und befruchtende Wesen ihres Volkstums.

Die Pflege des Volksliedes ist ein Bekenntnis zum deutschen Volkstum, vor allem jenseits der Grenzen; die unterirdischen Ströme rauschen in ihm auf, die Deutsche in der Welt miteinander verbinden. In jedem gesungenen Lied nimmt dies Volkstum neue Form und Gestalt an. Die Kraft aus dem Urborn, die diese Lieder des Volkes schuf, strömt wieder zurück in die singende Gemeinde.

Maria Kahle
            wurde 1937 mit dem Westfälischen Literaturpreis ausgezeichnet, 1957 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz sowie 1960 die Agnes-Miegel Plakette.

Wie trefflich Maria Kahle das Empfinden meiner Singkreisen hier in Kanada beschreibt ist erstaunlich. Genau so ist es, genau so nehmen wir es wahr.

 

2001 dichtete ich folgenden Text den wir als unser ‚Heimatsänger-Bundeslied’ gerne zur Melodie ‚Thüringen, du bist mein Heimatland’ singen:

Ausgewandert sind vor langer Zeit viele Landsleut in die Welt so weit.
Suchten Glück der alten Heimat fern, doch sie ist geblieben uns ein heller Stern.

Haben wir’s gefunden, unser Glück, daß niemand tritt an den Weg zurück.
Doch in Liedern bleibt die Liebe wahr zu der alten Erde die uns einst gebar.

Viele Freunde stehn uns hier zur Seit‘, teilen mit uns Lebensfreud- und leid.
Uns schenkt deutsche Fröhlichkeit und Sang gar manch schöne Stunde die im Herzen klang.

Seid willkommen hier zu dieser Stund, Heimatsänger all in froher Rund.
Mit Musik, Gesang und kühlem Wein schmieden Sänger wir den Bund in unsern Reih’n.

So solls sein und bleiben immer dar, froh das Herz, die Stimmen hell und klar.
Lieder schallen nun durch Raum und Zeit,  grüßen fern die Heimat uns, sie liegt so weit.

Heimatsänger sind wir allzumal, treu dem Sang zu sein ist unsre Wahl.
Willst du mit uns stimmen Lieder an, laß die Freude ziehen dich in ihren Bann.

Stunden fliegen dann Minuten gleich, unsre Lieder voll von Inhalt reich
Sind Gefährten uns ein Leben lang, fern der alten Heimat klingt ihr trauter Klang.

 

Wer nicht liebt Weib, Wein und Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang.

Martin Luther

 

Neulich als ich bei einer namhaften amerikanischen fast-food-Kette (ich bin der 'all-american' Einrichtung eigentlich gar nicht abgeneigt solange ich nicht gezwungen bin 'hamburger' und 'fries' zu verschlingen), wiedermal Archivarbeit per laptop machte, kam ein 'song' über die Musikanlage der sich um 'suicide' (Selbstmord) drehte. Solches und Ähnliches serviert die Popkultur in Liedern, Filmen und Computerspielen rund um die Uhr. Die Folgen sind bekannt aber keine Wende ist voraussehbar denn damit werden Unsummen verdient und die Jugend, und damit unsere Gesellschaft, verdirbt.
Melodie ist bekanntlich seit langem aus den allermeisten Popliedern verschwunden. Nur noch primitiver Rhythmus, der sich nicht im geringsten vom Preßlufthammerlärm unterscheidet, nebst Gejaule und Geschrei in den höchsten Tonlagen. Die Spaßgesellschaft hat heute eindeutig gesiegt. Vorwärts - nicht nur in den musikalischen Abgrund!
Und da sitze ich nun versunken in eine andere Welt inmitten dieses Popmusikmülls in der Hochburg der Wegwerfkultur, umgeben von Übergewichtlern die ihre ‚burgers’ reihenweise verschlingen, und den Abfall auf Tischen und sonstwo liegenlassen.
Im Kopfhörer, der den Audiomüll bestens ausblendet, erklingen zünftige oder klassische Klänge - wobei ich mich immer beherrschen muß nicht laut mitzusingen - und die Augen und das Hirn auf musikalischer Großfahrt in alten Liederbüchern! Schön ist's. Ich genieße die Ironie vollends!

Hubertus Schendel, Juli 2007, Kanada

 

Volkslieder

Sie singen von Lenz und Liebe, von sel’ger, goldner Zeit,
Von Freiheit, Männerwürde, von Treu und Heiligkeit;
Sie singen von allem Süßen, was Menschheitsbrust durchbebt,
Sie singen von allem Hohen, was Menschenherz erhebt.

                                                               Ludwig Uhland

 

Alle Bilder dieser Seite wurden von Hubertus Schendel in seiner geliebten alten Heimat aufgenommen.